Er erwischte seine Freundin, eine Luxus-Enthusiastin, dabei, wie sie seine gebrechliche alte Mutter missbrauchte – seine Reaktion bewies, was für ein Mann er wirklich war.

“Und wenn du den Mund aufmachst?” fragte Barbara mit noch leiserer und bedrohlicherer Stimme. “Wenn du auch nur ein Wort dieses Gesprächs zu Rafael sagst, werde ich dich vernichten. Ich werde sagen, dass du verrückt bist, dass du alles aus Eifersucht erfindest, dass du ihn nicht glücklich sehen willst, dass du wahnhaft bist, dass du Halluzinationen hast. »

“Wem glaubst du, wird er glauben? Seine alte Mutter, völlig desorientiert, oder seine junge und brillante Freundin, die nur sein Glück will? Tränen liefen Doña Marta über das Gesicht. Sie wollte schreien, in das Zimmer ihres Sohnes rennen und ihm alles erzählen, aber die Angst lähmte sie. Was, wenn Bárbara recht hatte? Was, wenn Rafael ihr nicht glaubte? Was, wenn er wirklich dachte, sie verliere aus Eifersucht den Verstand? Allein der Gedanke, die Enttäuschung und den Zweifel in den Augen ihres Sohnes zu sehen, war unerträglicher als jede Drohung.

“Verstanden, alte Dame?” sagte Barbara, als sie davonging, und wie durch Zauberhand erschien ihr Lächeln wieder auf ihrem Gesicht. “Glätte dein Designerkleid, schau in den Spiegel… und lächeln. Sei freundlich zu mir, denn ich werde dich genau beobachten. Der kleinste Fehler, das kleinste falsche Wort, du wirst es bereuen. »

In diesem Moment öffnete sich die Haustür. Rafael trat früher als erwartet ein. “Heil, meine Liebe! Mama! Seine Stimme hallte fröhlich und unbeschwert im Flur wider.

Doña Marta wurde Zeugin der furchterregendsten Verwandlung, die sie je gesehen hatte. In wenigen Sekunden veränderte sich Bárbara völlig: Ihr grausames Gesicht wurde weicher, ihre kalten Augen voller gespielter Zärtlichkeit, und sie lief zu Doña Marta mit einer Fassade der Zuneigung in die Arme. “Liebe Mutter, wir haben gerade über das Kleid fürs Abendessen gesprochen. Du wirst wunderschön sein”, flüsterte Bárbara der Frau ins Ohr, so leise, dass nur sie ihn hören konnte. “Bravo, mach weiter so.”

Rafael betrat den Raum, sein Herz überquoll vor Freude beim Anblick der beiden Frauen, die er am meisten liebte, so nah beieinander und glücklich. Er bemerkte weder die stillen Tränen in den Augen seiner Mutter noch das Zittern ihrer Hände; Doña Marta schluckte die Worte hinunter, die sie unbedingt sagen wollte.

“Geht es dir gut, Mama?” fragte Rafael und runzelte leicht die Stirn.

Doña Marta sah Bárbara an, hörte die eisige Warnung in seinen blauen Augen und schenkte ihr ein gezwungenes Lächeln, das ihr das Herz brach. “Ja, mein Sohn, alles ist in Ordnung. Ich bin einfach sehr aufgeregt wegen der Hochzeit, ich habe Tränen in den Augen”, lügt sie. Rafael lächelte erleichtert und nahm beide in seine Arme. Doch in dieser Umarmung, die eigentlich eine Geste der Liebe und Einheit hätte sein sollen, spürte Doña Marta das Gewicht des Gefängnisses, das Bárbara um sie errichtet hatte: ein Gefängnis aus Angst, Drohungen und auferlegtem Schweigen.

Noch schlimmer war, dass sich die Lage noch verschlechtern würde. Marina kam genau in diesem Moment mit dem von Doña Célia zubereiteten Tee. Sie hielt an der Schwelle inne und beobachtete die Szene: die Umarmung, Bárbaras strahlendes Lächeln, Rafael, der strahlte. Doch das Auge ihrer Krankenschwester, darauf trainiert, die subtilsten Anzeichen von Leiden zu erkennen, spürte etwas, das sonst niemand bemerkte: Doña Martas Augen leuchteten vor Angst, nicht vor Glück.

Die folgenden Wochen waren eine echte Hölle für Doña Marta. Bárbara perfektionierte ihr böses Schauspiel, verhielt sich in Rafaels Augen wie die ideale Schwiegertochter, während sie jede Minute, die er allein mit seiner Schwiegermutter verbrachte, in psychische Folter verwandelte.