Sieben Jahre lang ging Claire jeden Abend mit derselben Frage im Kopf ins Bett: Wo war Élise, ihre 14-jährige Tochter? In der Nacht ihres Verschwindens gab es keine Spur, keine Anrufe, keine Zeugen. Nur eine unerträgliche Leere und das quälende Gefühl, etwas verpasst zu haben. Sie ahnte nicht, dass die Antwort nur wenige Meter entfernt, hinter einem Bücherregal, verborgen lag, buchstäblich in Geheimnisse gehüllt.
Ein Oktoberabend, der alles veränderte.

Zu jener Zeit lebte Claire noch immer in der großen viktorianischen Villa, in der sie Élise aufwachsen sah. Ihr Mann, Dr. Julien Marchand , war ein angesehener Arzt, oft abwesend und stets sehr beschäftigt. An jenem Abend im Jahr 1950 war Élise spurlos aus dem Wohnzimmer verschwunden. Die Polizei vermutete, sie sei weggelaufen, die Nachbarn sprachen von einer unschönen Begegnung, doch keine Spur führte zum Ziel.
Ein Haus voller Geister, aber keine Antworten

Der mittlere Teil des Bücherregals begann sich langsam zu drehen, wie in einem Film. Dahinter führte eine schmale Öffnung in einen kleinen, fensterlosen Raum, der mit derselben geblümten Tapete tapeziert war wie der Rest des Regals. Und dort, prominent platziert, befand sich ein Detail, das ihr den Atem raubte: ein Paar kleine rosa Schuhe. Genau dieselben, die Elise an dem Tag getragen hatte, als sie verschwand.
Auf einem improvisierten Tisch erkennt Claire auch das lila Tagebuch ihrer Tochter, ihre Lieblingspuppe und ein lächelndes Familienfoto. Die Zeit scheint stillzustehen. Sieben Jahre lang hatte sie geglaubt, ein Fremder hätte ihr Elise weggenommen. Sieben Jahre lang hatte die Wahrheit in Wirklichkeit im selben Haus gelebt, versteckt nur wenige Schritte von ihrem Schlafzimmer entfernt.
